Autorin: Julia Thomsen
Als ich vor einigen Jahren mein Interesse an den amerikanischen Miniaturpferden kundtat, da kam von vielen meiner Freunde ein belustigtes „…was willst du denn da mit?!“.
Mit unserem ersten Kind konnte ich mich dann nach und nach überwinden, mich von immer mehr meiner Reitponys zu trennen. Der Aufwand, die Arbeit - es war einfach für mich mit einem kleinen Baby nicht mehr zufriedenstellend zu leisten. Nachdem ich die meisten meiner Reitponys verkauft hatte, gönnte ich mir mit Freude meine ersten Miniaturpferde. Und da sie ja viel weniger Arbeit machten, wurden es schnell mehr. Mein Mann sagte immer, in ein Reitpony passen so ungefähr fünf Miniaturpferde, das nur als Richtschnur...
Allerdings waren meine Anfänge nicht recht von Erfolg gekrönt, und schnell musste ich feststellen, dass ich trotz jahrelanger Pferdeerfahrung scheinbar absolut leicht übers Ohr zu hauen bin, und man sich in anderen Ländern scheinbar so gar keine Gedanken über ein Rückgaberecht oder sonstige damit verbundene Dinge macht.
Gesunde, korrekte Miniaturpferde zu finden war gar nicht so einfach. Erst recht nicht, wenn sie dann auch noch die entsprechende Optik haben sollten, denn die Miniaturpferde sind alles andere als gut durchgezüchtet. So gibt es viele Zwergengenträger, die immer wieder neue Trägertiere produzieren, Pferde mit klobigen Köpfen, schiefen Zähnen, krummen Beinen…Pferde mit falschem Papier.
Die Ami Welt ist wirklich sehr spannend, und so manches Mal hatte ich fluchend die Nase voll, stand weinend im Stall, als wieder mal ein völlig anderes Pferdchen vom Hänger abgeladen wurde als mir per Bild verkauft wurde.
Ja – per Bild. Die meisten meiner Pferde kaufe ich auch heute tatsächlich ungesehen per Bild und Abstammung. Nur ein Pferd habe ich bisher aus Deutschland gekauft, alle anderen Pferde habe ich aus anderen Ländern importiert. Daher ist es ausgeschlossen, dass ich sie vorher selbst in Augenschein nehme. Nun ja, Versuch macht klug, und mittlerweile habe ich gelernt, wie ich meine Fragen stellen muss oder mit Niederlagen besser umgehe.
Nachdem die ersten Miniaturpferde auf unserem Hof angekommen waren, blieb ich dann fohlenlos. Absolut frustrierend, denn neben den ganzen Reinfällen und nicht stromzaunsicheren Pferden, die ich ständig einfangen musste, klappte es nun auch mit der Fortpflanzung nicht.
Ein neuer Hengst brachte dann endlich ein weiteres Jahr später den gewünschten Erfolg und langsam kristallisierte sich heraus, dass nicht die Zucht für mich der interessante Punkt war, sondern die Show.
Daher war es mittlerweile für mich vollkommen egal, ob jemand anderes oder ich der Züchter eines Pferdes war – ich wollte gut sein und wenn auch nicht gewinnen, sehr gut sein. Dazu brauchte ich typvolle und dem Stand der Zeit entsprechende Amerikaner, die so korrekt wie möglich sind.
Mein Hauptaugenmerk waren wieder die Hengste, die es mir auch für die Shows angetan hatten und die mir besonders viel Spaß machten. Also hielt ich jedes Jahr Ausschau und kaufte mir Fohlen ein, die mir gefielen, um sie dann auszubilden und als Jährlinge in den Jährlingsklassen erstmals vorzustellen. Schnell wollte ich mehr lernen und besuchte Lehrgänge in Dänemark und Frankreich, wo sich alles nur um das Miniaturpferd, die Show und die Vorbereitung und das Training drehte. Die Shows im Ausland waren jedes Mal ein absolutes Highlight für mich, und auch wenn es viele Jugendklassen gibt, so sind diese teuren kleinen Pferde doch hauptsächlich in Erwachsenenhänden zu sehen.
Heute habe ich nach langer Suche den dritten gekörten Miniaturhengst im Stall stehen und eine sehr gute Auswahl an Stuten, Fohlen und Verkaufspferden, die ich oft schon geshowt habe und die dann schon entsprechende Erfolgen aufweisen können und sehr gut erzogen sind. Alle meine Pferde teste ich auf Farben und mögliche Erbkrankheiten, sodass meine Pferde genetisch einwandfrei und gesund sind.
Die Rasse American Miniature Horse hat mich absolut in ihren Bann gezogen mit ihrer Extravaganz, ihrer Vielfalt und ihrem Charme. Als nächstes tolles Ereignis steht für uns der erste Start in einer Jugendklasse mit unserer Tochter an und ich freue mich auf diese tolle und aufregende Zeit sobald Corona es zulässt.
Im Juni 2021 von Julia Thomsen, Rader Insel