Autorin:Tanja Ehlers
Eine Züchtergeschichte zu schreiben, ist gar nicht so leicht, erlebt man doch zusammen mit seinen Tieren immer wieder Beeindruckendes. Und doch, wir haben uns aus gegeben Anlass, nämlich weil es kurz vor der Abfohlsaison ist, entschieden.
Diese Geschichte trug sich bereits im Frühjahr 2018 zu, dennoch ganz wichtig zu wissen und zwar für jeden Ponyzüchter....
"Wenn lieben gerade kämpfen heißt"
Wie wahr.....
Die vergangenen zwei Wochen waren sehr anstregend für uns und das leider nicht nur, wegen der anstehenden Geburten.
Unsere Georgina (oder einfach Gabi) war plötzlich schlecht drauf, frass nicht mehr. Sofort riefen wir den TA, doch wir wussten schon vorher was los war :-(. Es konnte nur Hyperlipidämie sein. Kein Appetit, gelbe Schleimhäute, Aphatie und dazu ein ungeborenes Fohlen, das unentwegt strampelte. Alles in allem - der Horror.
Der TA nahm zur Kontrolle noch eine Blutprobe, begann jedoch schon sofort mit der Behandlung. Es galt keine Zeit zu vergeuden, sofort wurde ihre Box umgebaut, ein Dauertropf installiert.
Das Ergebniss der Blutprobe war niederschmetternd, so voller Fett, dass sie selbst nach mehrfacher Verdünnung nicht auswertbar war.
Doch wer nicht kämpft, der hat schon verloren. Und so gaben wir alles. Wann immer wir konnten fütterten wir Gabi mit der Spritze (zermatschte Banane und pürierter Apfel), außerdem flößten wir ihr immer wieder Zuckerwasser ein. Der TA war morgens und abends Stammgast.
Niemand mochte es aussprechen, doch es sah nicht gut aus. Diese Krankheit fordert leider zu viele Opfer. Die Sterbequote liegt bei 65-100%. Gar nicht gut! Dazu verlieren die Stuten sehr häufig ihre Fohlen, einfach um selbst noch einen Funken an Überlebenschance zu haben.
Es war also durchaus auch noch mit einem Abort zu rechnen. Dass es dem Fohlen nicht gut ging sah jeder. So einen unruhigen Bauch hat keine gesunde Stute. Was musste der kleine, ungeborene Körper da nur aushalten.
Als Gabi dann plötzlich Euter und auch noch Harztropfen bekam, wurde die Sorge groß. Was würde die Geburt mit Gabi machen? Das Fohlen hätte kaum eine Chance, viel zu schlecht waren die Bedingungen, Gabis Werte (mittlerweile messbar...).
Nein sie musste noch durchhalten, sie durfte das Kleine nicht verlieren, nicht jetzt!
Und tatsächlich, Gabis Körper hat es irgendwie geschafft das Kleine trotz ihrer eigenen, lebensbedrohlichen Lage zu versorgen und am Leben zu erhalten. Und endlich schien Gabi über dem Berg zu sein. Nach einer knappen Woche konnte sie weg von der Infusion und wieder selbstständig fressen.
Wir konnten unser Glück kaum fassen.
Und um das Wunder perfekt zu machen, schenkte Gabi ein paar Tage später einem kleinen Stutfohlen das Leben. Unsere Gold Blume ist wirklich winzig und natürlich sieht man, dass sie schon viel durchmachen musste. Aber das macht alles nichts, sie lebt. Sie mag klein sein, doch dafür hat sie ein riesen Kämpferherz. Schon jetzt tobt sie zaghaft über die Wiese, trinkt in jeder freien Minute und wird langsam strampelig, wenn wir sie abends, auf dem Weg in den Stall die (für sie) zu großen Stufen hoch tragen.
Wir können gar nicht oft genug sagen wie glücklich wir darüber sind, dass unsere Gabi und nun auch die kleine Gold Blume bei uns sind.
Ein großer Dank geht natürlich auch an unseren TA, der 2x täglich da war und uns durch den Dauertropf eine Intensivbehandlung ermöglichte. Nur so hatte Gabi überhaupt eine Chance.
Bitte liebe Ponyleute, passt auf eure Ponys auf! Diese Krankheit möchte niemand bei sich im Stall haben. Frisst eine tragende Stute mal nicht oder nur mäkelig, handelt sofort, am nächsten Tag könnte es bereits zu spät sein! Hätten wir bei Gabi noch abgewartet, sie hätte es wohl kaum geschafft.
Um Hyperlipädemie zu vermeiden: bitte füttert die tragenden Stuten mit Kraftfutter zu. Egal wie dick oder übergewichtig sie sein mögen. Aber dem letzten Drittel der Trächtigkeit reicht Raufutter alleine nicht aus.
Die kleine Gold Blume hat sich ganz normal entwickelt. Gabi selbst geht es zum Glück auch weiterhin gut. Sie erwartet in diesem Jahr wieder ein Fohlen :-).
06.04.2020 Viele Grüße von Familie Ehlers